Geschichte
Wie entstand YFU?
YFU-Austauschschüler*innen erfahren gemeinsam mit ihren YFU-Gastfamilien durch den Austausch einen Perspektivenwechsel, der interkulturelles Verständnis und gegenseitigen Respekt mit sich bringt. Der damit verbundene Sinn für soziale Verantwortung und die erlernten interkulturellen Fähigkeiten werden mehr denn je in unserer heutigen Welt gebraucht - doch wer hatte eigentlich die Idee, dass interkultureller Schüleraustausch die Welt verändern kann?
Anfänge - Wunden heilen nach dem zweiten Weltkrieg
Die Geschichte von YFU beginnt 1951 nach Ende des zweiten Weltkriegs. Durch die großen Zerstörungen und die daraus resultierenden tristen Lebensumstände ergab sich für die Jugendlichen in den Besatzungszonen in Deutschland und Österreich ein ernüchternder Ausblick auf die Zukunft. Um der jugendlichen Hoffnungslosigkeit ein positives Zeichen entgegenzusetzen, bat die amerikanische Regierung lokale Kirchengemeinden in den USA um Mithilfe. Gemeinsam wollten sie Schüler aus den vom Krieg verwüsteten Besatzungszonen in die USA bringen, damit sie dort ein Schuljahr gemeinsam mit einer amerikanischen Familie erleben konnten. Die so gemachten Erfahrungen sollten die Jugendlichen motivieren, die erlernte Propaganda des NS-Regimes abzulegen und ihre Heimat als Demokratie wieder aufzubauen. So reisten 1951 erstmals 75 Jugendliche aus Deutschland und Österreich für ein Austauschjahr in die USA.
Rachel Andresen - Eine charismatische Begründerin
Die Geschäftsführerin des Kirchenrats von Ann Arbor in Michigan, Dr. Rachel Andresen, wurde damals gebeten, dabei zu helfen, diese ersten Schüler bei ehrenamtlichen Gastfamilien unterzubringen. Der Erfolg des Programms führte dazu, dass der Kirchenrat 1952 von der Regierung beauftragt wurde, die Ausführung des Programms weiter zu übernehmen, das mittlerweile 'Youth for Understanding' ("Jugend für Verständnis" oder "Jugend für Verständigung") getauft worden war.
Ihre eigenen Erfahrungen aus einer Europareise bestärkten Dr. Rachel Andresen darin, dass internationale Verständigung ein unbedingtes Ziel sein muss und sie übernahm als außerordentlich charismatische Leiterin das Programm, als es 1956 von der Regierung eingestellt wurde.
Bis zu ihrem Rückzug in den Ruhestand 1973 war YFU zu einer der größten gemeinnützigen Schüleraustauschorganisationen weltweit gewachsen und Dr. Rachel Andresen wurde für ihre Leistungen im interkulturellen Jugendaustausch für den Friedensnobelpreis nominiert.
Entwicklung über die Jahre
1955 reisten die ersten US-amerikanischen Jugendlichen während der Sommerferien für 10 Wochen nach Europa unter freiwilliger Mithilfe der bereits wieder zurückgekehrten ersten Austauschschüler*innen und ihren Familien in Deutschland.
Als das Programm von der Regierung in den USA eingestellt wurde, gründeten ehemalige Austauschschüler*innen YFU auch in Deutschland, um als Partnerorganisation für Youth for Understanding in den USA den interkulturellen Austausch weiterführen zu können. Den Charakter einer durch ehrenamtliche Rückkehrer*innen getragenen Organisation hat YFU seither weltweit behalten.
Mitte der 50er Jahre wurde YFU in Skandinavien gegründet und es folgten unter anderem die Niederlande, Belgien, Frankreich und die Schweiz.
1958 reisten die ersten Schüler aus Japan in die USA. Heute ist YFU mit Südkorea, den Philippinen, Indonesien, Australien/Neuseeland, Thailand, Vietnam und China im Pazifikraum vertreten.
1959 wurden die ersten YFU-Organisationen in Lateinamerika gegründet und umfassen mittlerweile Argentinien, Brasilien, Chile, Uruguay, Paraguay, Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Mexiko.
Es folgten Südafrika, viele Länder in Osteuropa, Italien, Costa Rica und zahlreiche andere Länder.
Heute ist Youth for Understanding mit über 60 Partnerorganisationen weltweit eine der ältesten, größten und meistrespektierten Austauschorganisationen weltweit. Seit Beginn hat YFU über 250.000 Schüler*innen neue Perspektiven durch interkulturellen Austausch eröffnet und es werden jedes Jahr über 4.000 mehr.
YFU in Österreich
Obwohl die ersten Austauschschüler*innen mit YFU auch aus den Besatzungszonen in Österreich stammten, wurde jedoch damals darauf verzichtet, YFU auch hier zu gründen. So sollte es noch über 50 Jahre dauern, bis Youth for Understanding schließlich am 03.04.2005 als YFU Austria auch in Österreich gegründet wurde.
Unsere ersten drei Schülerinnen reisten 2005 in die USA, nach Estland und nach Japan. Eine Schülerin aus Estland sowie ein Schüler aus der Slowakei verbrachten ihr interkulturelles Jahr bei ehrenamtlichen Gastfamilien in Österreich.
Seither ist YFU Austria mit rund 100 Austauschschüler*innen jährlich zu einer festen Größe im interkulturellen Jugendaustausch in Österreich herangewachsen.
Unser YFU-Büro gleich hinter dem Wiener Rathaus im 8. Bezirk mit seinen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen koordiniert unser Aufnahmeprogramm, unser Entsendeprogramm, Toleranzworkshops für Schulen und natürlich unsere über 150 Ehrenamtlichen in ganz Österreich, die mit ihrem freiwilligen Engagement dazu beitragen, dass YFU Austria eine herzliche, familiäre Organisation ist und bleibt.